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... und was sie hier sehen, erinnert im Motiv an die Herkunft, aber die Machart ist gefiltert durch Distanz und durch beschränkte Mittel, was die Poesie dieser Werke verstärkt. Cominotto vereinfacht, wobei die Natur in den Hintergrund getreten ist, zu einfachen klaren plastischen Zeichen. Plastische Zeichen ist wohl der Begriff, den man hier benutzen muss, denn er reduziert das Menschliche nicht auf das rein Zeichenhafte, sondern spielt immer noch mit dem Volumen. Es geht um einfachen Aufbau, was passiert, wenn zwei Volumen zu einander in Beziehung gesetzt werden, und voilà, wenn es eine Figur, oben auf oder neben einem Kopf ist, entsteht eine atmosphärische Qualität, bei der die kleinen dicken Figürchen etwas Leichtes bekommen, denn da Cominotto sich von der Härte und dem Dogmatismus seiner Herkunft verabschiedet hat, entsteht in diesen Werken etwas wie freundliche Psychologie. Und das fiel mir sofort auf, als ich die Werke im Atelier sah, diese Werke sind ohne negative Ironie, sie sind aber dennoch stimmungsgeladen. Das heißt auch, dass darin durch die Reduktion der Form viel mehr an Inhalt zugelassen wird, als man auf den ersten Blick glauben mag.
Bei Jürgen Cominotto geht es um eine aus der Form entwickelte Menschendarstellung, in der sehr viel Mensch steckt. Natürlich kann man Kuben so stapeln, dass ein Betrachter an Menschen erinnert wird, aber im Fall von Cominotto gibt es eigentlich drei Schritte. Aus dem Naturstudium wurde eine bildhauerische Form entdeckt. Diese verselbstständigte sich und wurde im abstrakten Sinne manipuliert, wobei die Grenze die plastische Erinnerung an den Menschen ist. Diese Form nun erinnert an den Menschen und sobald sie gebaut und zusammengestellt wird, lässt sie weitere Assoziationen über Menschen zu. Mit Realismus hat das nichts mehr zu tun, wohl mit Figur im modernen Sinne.
Jürgen Cominotto steht für eine figürliche Bildhauerei, die von der Form herkommt, aber ohne menschliche Figur undenkbar ist. Durch die Darstellung des Menschen und die Erinnerung an den Menschen werden Motive wichtig, die scheinbar abstrakt sind, aber nur funktionieren, weil Menschen an andere Menschen denken, etwa Nähe oder Maßstab, woraus sich jeweils für einen Betrachter ein Inhalt ableiten lässt...

    Auszug aus
    der Rede von...

    Dr. Arie Hartog
    (Direktor
    Gerhard-Marcks-Haus,
    Bremen)
, zur
    Ausstellung 2007
    in der Galerie im
    Geburtshaus
    Ernst Rietschels

    in Pulsnitz

 

 

 

 

 

 

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